Kleinkind in Indien: Medizinisches

„Also wir hatten alle erstmal Durchfall…“ das war die Auskunft, die ich von so ziemlich jedem bekommen habe, den ich nach seinen Erfahrungen mit Indien fragte. Man liest es überall: Trinkt kein Leitungswasser, esst kein aufgeschnittenes Obst, rette sich wer kann vor Salaten und behandelt Säfte und Eiswürfel, als wären sie mit Arsen vergiftet. Ist das nun richtig oder übertrieben? Mir machte es auf jeden Fall viel Kopfzerbrechen.

Bei uns sieht es derzeit so aus: Wir haben alle unser Konstitutionsmittel von der Homöopathin dabei und zusätzlich ganz brav wirklich ALLES das, was auf der Liste des Insitutes für Tropenmedzin stand. Bisher haben wir davon aber nix gebraucht *klopf* *klopf* *klopf*.

Durchfall

Den Warnungen entsprechend panisch bin ich an die Sache mit Wasser, Obst und Eis in den ersten zehn Tagen herangegangen: Wasser ausschließlich in verschlossenen Flaschen kaufen, diese ausschließlich eigenhändig öffnen und am besten aus der Flasche, auf keinen Fall jedoch aus einem noch feuchten Glas trinken. Zähneputzen ausschließlich mit Flaschenwasser. KEIN Eis an der Strasse (zur totalen Verzweiflung meiner beiden Jungs, die sooo gerne auch mal in der Stadt ein Eis essen würden). Salate und offenes Obst Tabu.

„Koch es, schäl es oder vergiß es!“ – diese Warnung ist mein tägliches Mantra in Bezug auf alles, was mit Essen zu tun hat.

Schael es...

Bananen sind also erlaubt ;). Das Ergebnis: Ein leicht genervter Mann und eine bisher fast vollständig gesunde Familie. Kein schlimmerer Durchfall . Nur einmal ein leichter Anflug beim Kind und einen Tag eine etwas „reinigendere“ Episode bei mir. Dank unserer wunderbaren Homöopathin habe ich jeweils ein Kügelchen Arsenicum in Wasser aufgelöst, stündlich einen Schluck davon dem Durchfallpatienten verabreicht und der Spuk war innerhalb von Stunden komplett vorbei. Bei mir kam noch eine perverse Lust auf verkohlten Toast dazu, der ich ungehemmt nachging, was vieleicht auch geholfen hat – hinterher fiel mir ein, dass man ja auch Kohletabletten bei Durchfall verabreicht,vielleicht hat sich mein Körper das über den – viel leckereren – Toast geholt.

Mittlerweile bin ich etwas entspannter. Okay, noch immer keine Eiswürfel und kein Salat. Aber ich selbst putze mir mit dem Leitungswasser in Delhi mittlerweile die Zähne, ohne dass es bisher einen negativen Effekt gehabt hätte. Da der Kleine das Wasser schluckt, bekommt er jedoch weiterhin Trinkwasser. Heute gabs ein Eis von einem Laden, für dessen Kühlkette ich nicht die Hand ins Feuer gelegt hätte, aber alle sind gesund. Vorhin hat er in einem Sikh-Tempel das heilige Wasser getrunken – bin gespannt, ob sich heute Nacht was ergibt.

Was auf jeden Fall bleibt, ist das Bedürfnis, mir selbst und dem Kind mindestens drei Mal am Tag Hände und Füße zu waschen. Man wird einfach unglaublich dreckig in dieser Stadt. Alles ist sehr staubig durch die Hitze, das Kind gräbt derzeit begeistert nach Ameisen, wir laufen viel barfuß und sind daher meistens ziemlich eingesaut ;).

Wundversorgung

Auch Wunden wasche ich nur mit Trinkwasser aus (und das bleibt bei unserem kleinen Barfußläufer nicht aus). Anschließend kommt da gnadenlos Iodtinktur drauf. Bisher keinerlei Infektionen.

Zusätzlich habe ich sowohl Handdesinfektionsmittel als auch Desinfektions-Einmaltücher dabei. Haben wir eine wirklich unangenehme Toilette benutzt oder undefinierbaren Müll angefasst, werden unterwegs schonmal die Hände damit sauber gemacht. Klingt das total paranoid? Wahrscheinlich. Aber es ist wirklich vollkommen anders hier. Ich habe letzens einen Eisverkäufer gesehen, der erst mit allem möglichen hantierte und sich anschließend in der Dose die Hände wusch, in der auch der Eislöffel stand, mit dem er kurz darauf einem Kind ein Eis portionierte… „geht ja garnich!!“ ist ein weitere Satz, den das Kind mittlerweile aufgeschnappt hat ;).

Mückenschutz

Mücken sind weniger in Dehli, aber auf dem Land meine Sorge. In Indien ist Malaria verbreitet, auch wenn mein Mann nicht müde wird, mir zu sagen, dass im vorigen Jahr laut Robert-Koch-Institut nur acht Deutsche wirklich erkrankt sind. Meine beste Freundin sagt immer: „Ich hab nix dagegen, dass sie mir Blut absaugen, aber sie sollen mich nicht anspucken!“ – denn erst das, was sie einem ins Blut spucken, damit es nicht gerinnt und sie ihn Ruhe essen können, macht den Juckreiz und überträgt die Krankheiten.

Wir haben ein imprägniertes Moskitonetz dabei, es aber bisher nicht benutzt. Die Hotelzimmer (ein Business-Hotel, ein Mini-Hotel in Khajurao, ein YWCA in Delhi) waren immer 99% Mückenfrei.

Ich vermeide es, zwischen sechs und acht abends das Hotel zu verlassen, in der Dämmerung ist Mückenzeit. Ist es unumgänglich, verwenden wir ie ZANZARIN Bio-MückenLotion und erstaunlicherweise wirkt das bei den Viechern hier (auf den Seychellen haben sie das Zeug damals galant ignoriert). Zusätzlich habe ich lange Kleidung dabei, die ich mit NoBITE für Kleidung imprägniert habe. Das ist nicht zum Nachahmen empfohlen, denn es ist erst für Kinder ab drei zugelassen. Aber er ist fast zwei-einhalb, hat die Sachen bisher nur an wenigen Abenden angehabt und es ist mir einfach lieber als die Mückenviecher und ihre Spuckerei.

Tiere

Fleischfressende Tiere anfassen ist Tabu. Keine Hunde, keine Katzen, keine Ratten. Ziegen, Kühe, Ameisen, Kakerlaken und Elefanten sind erlaubt. Der Grund ist in erster Linie Tollwut. Sie ist hier weit verbreitet und wir wollen absolut kein Risiko eingehen. Davon abgesehen haben viele Hunde die Räude und auch die meisten Katzen sehen nicht sehr gesund aus. Unser Sohn weiß das schon: „Anfassen?“ fragt er, wenn er ein Tier streicheln will und wenn es ein Hund ist, bekomme ich bereits von ihm erklärt: „Nur gucken, nicht anfassen. Krank. Müde.“ Denn die meisten Hunde schlafen, wenn wir sie sehen und ich bin selbst mal von einem wilden Hund gebissen worden, weil ich ihn mit zu nahem Vorbeigehen aus Versehen ihm Schlaf gestört hatte…

Hund

Ich dachte erst, wie schade, so viele tolle Tiere und er darf hier keines streicheln, was für eine blöde „Nein“-Umgebung, aber das Kind scheint davon viel weniger beeindruckt. Er darf ja jede Kuh streicheln und davon gibt es hier genug. Und überhaupt sind Bagger und Traktoren derzeit viiiiel spannender als alles andere.
Traktor

Ein Gedanke zu „Kleinkind in Indien: Medizinisches

  1. Liebe Nic,

    erst einmal gaaaaanz viiiiiel Spaß in Indien. Wir haben uns gar nicht mehr verabschiedet! *seufz*

    Ich bin beeindruckt von Deinen Vorsichtsmaßnahmen *zieh den Hut* Du scheinst das wirklich sehr gut durchdacht und vorbereitet zu haben, meine Liebe! Ich glaube, genau das schreckt mich von Indien ab. Umso gespannter werde ich Deine Ausführungen verfolgen.

    Beste Grüße aus MUC

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