Die Windelfrei-Erfahrungsberichte-Serie…
Judith schrieb uns einen ausführlichen und spannenden Windelfrei-Bericht. Lest selbst!
Kurze Vostellung:
Mein Mann und ich hatten fünf große Kinder (der Anonymität halber Nr1bis Nr5 genannt ) im Alter von 7 bis 15 Jahren, als sich überraschenderweise Nr6 ankündigte! Wir waren trotz der Überraschung hocherfreut – bis mir die Windeln einfielen!! Denn Nr5 trug nachts ungeachtet aller Anstrengungen immer noch Windeln, ohne Aussicht auf eine Änderung der Situation! Meine vier Großen hatte ich konsequent mit Mullwindeln und verknotbarer Plastikfolie gewickelt (- zuletzt musste ich mir diese Reliquie in Secondhand-Shops besorgen, da sie nicht mehr zu kaufen waren). Dann kam Nr5 daher – und ich hatte die Hände dermaßen voll (4 Kinder ganz oder teilweise in Windeln), dass dieses Kind in den zweifelhaften Genuss von Wegwerfwindeln kam. Es brauchte fast 8 Jahre, um sie wieder loszuwerden – verlässlich trocken kann man die Situation selbst heute (2 Jahre später) noch nicht nennen.
Wie bist Du zu Windelfrei gekommen?
Nach fast 16 Jahren Windelerfahrung hatte ich – gelinde gesagt – die Nase voll! Ich machte mich auf die Suche nach wirklichen Alternativen, stieß auf windelfrei und blieb dabei. Während der ganzen Schwangerschaft beschäftigte mich dieses Thema sehr und ich konnte mich (und meine Familie ) mental darauf einstellen, praktische Dinge besorgen oder zur Geburt wünschen etc.
Wie alt war dein Kind, als Du mit Windelfrei angefangen hast?
Von Geburt an. Schon im Krankenhaus beobachtete ich Nr6 genau, auch was die Ausscheidung betraf. Zu Hause nahm ich mir Zeit für mich und mein Baby, mein Mann und die Großen kamen ganz gut allein zurecht.
Anfangs probierten wir viele verschiedene Abhaltemöglichkeiten aus. Das Töpfchen wurde unser ständiger Begleiter.
Wie viele Windeln hast Du vorher pro Tag verbraucht (Durchschnitt)?
Trotz Abhalten verbrauchten wir zwischen zwei und 5 WWWindeln. Es war mir zuwider, Nr6 eine benutzte (kalte!!) Windel wieder umzulegen.
Wie viele Windeln verbrauchst Du derzeit und wie alt ist Dein Kind mittlerweile?
Jetzt verbrauchen wir nur eine oder gar keine Windel pro Tag. Nr6 ist 13 Monate alt. Nachts benutzen wir noch eine Windel, halten sie aber ab, wenn sie sich meldet. Meist ist die Windel morgens trocken.
Nutzt Du auch andere Backups?
Wir haben Verschiedenes ausprobiert:
– die kleinen Frotteeunterhosen von dm sind goldwert, denn sie halten selbst Mumi-Stuhlgang und anderen Durchfall fest (ohne Einlage!), die Hose darüber (Leggins o.ä.) riecht nicht einmal. Natürlich muss danach sofort gewechselt werden. Pipi halten sie nicht zurück.
– selbstgestrickte Schurwollhosen: eine Zeit lang mit Einlage, was mir aber zu umständlich war. Oft dauerte das Auskleiden zu lang… Sonst hauptsächlich wegen der Wärme mit Frotteeunterhose, und weil ich bei Pannen weniger Wäsche hatte.
– bei längeren Ausflügen oder wenn Nr6 von den Großen betreut wird eine WWW.
– nachts eine Mullwindel mit Überhose. Ich war es leid, morgens eine fast frische Windel wegzuwerfen, nur weil sie ein wenig roch. Die Mullwindel ist entweder trocken – oder sie wird halt mitgewaschen.
Hattet/habt ihr Probleme mit Wundsein?
Einmal wegen einer allergischen Hautreaktion kurz nach der Geburt, auch im Windelbereich. Das zweitemal hatte Nr6 Durchfall auf einer mehrstündigen Autofahrt… Beides war durch viel Licht und Luft schnell überstanden.
Welche Standardsituationen probierst Du aus?
nach dem Aufwachen – immer
beim Stillen – nein, war mir zu anstrengend (Nr6 wurde 10 Monate gestillt)
nach dem Stillen – immer
nach dem Spielen – nein, nur wenn ich Unruhe bemerke
Andere: nach jedem Nachhausekommen, vor und nach Mahlzeiten, und abhängig davon, was wann getrunken wurde.
Wann klappt es am besten?
nach dem Aufwachen und Nachhausekommen
Wie viele Minuten (circa) hast du Zeit, um dein Kind abzuhalten (wenn es z.B. gerade aufgewacht ist oder wenn es Zeichen gibt)?
oft bis zu 15min (außer im Auto!!!)
Was benutzt ihr als Töpfchen, wenn ihr eines benutzt?
fast von Anfang an ein Asmi Töpfchen, das ich sehr geeignet finde: erst zum Abhalten, dann mit Unterstützung sitzen, später allein.
Oft halte ich sie aber über dem Waschbecken ab, oder am Busch/Gulli, wenn wir unterwegs sind.
Wie schätzt Du die Arbeitsbelastung ein: eher mehr Arbeit eher weniger Arbeit genauso viel Arbeit wie beim Wickeln?
Einfach anders!
Ich genieße es, keinen stinkenden Popo säubern zu müssen!!!! Jeder ‚Treffer‘ ist Grund zu echter Freude, ein Erfolgserlebnis! Mehr Wäsche hatte ich am Anfang nur durch das Spucken.
Was definitiv mehr Arbeit macht, ist die Bereitschaft, bei dem kleinsten Verdacht aufzuspringen, egal, was man selbst gerade tut! Und man muss in der Lage sein, so viel Gelassenheit zu verbreiten, dass sich das Kind entspannen kann – sonst kommt nichts…
In Zeiten von Krankheit oder Zahnen war unsere Trefferquote sehr viel geringer und die Arbeitsbelastung durch ‚erfolgloses‘ Abhalten hoch! Da half manchmal nur eine Windel und: „… wir machen morgen weiter!“
Hat sich in deiner Kindes-Wahrnehmung etwas verändert, seit ihr Windelfrei macht und was?
Ja, vieles hat sich verändert im Vergleich zu meinen großen Kindern. Ich nehme Nr6 sehr ernst, versuche, Äußerungen zu verstehen. Wir beide sind inzwischen gut aufeinander eingespielt. Nachts ertönt ein lauter Quietscher als Zeichen, der mich fast immer weckt, obwohl Nr6 seit einiger Zeit im Zimmer nebenan schläft.
Auch meine Einstellung zu ihrem Körper hat sich positiv verändert. Kein Körperteil ist mehr ‚dreckig‘. Ein luftiger Babypopo hat eine einmalig tolle Haut!
Hast Du einen heißen Tipp für Windelfrei-Mütter in der gleichen Situation?
Nicht von unwissenden Bemerkungen unterkriegen lassen!! Wir machen ‚windelfrei‘ nur für uns! Nicht für die Schwiegermutter, nicht für die anderen Mütter im Krabbelkreis und schon gar nicht aus ‚Idealismus‘ („mein Kind hat noch NIIIIEEEE eine Windel gebraucht!!!!“). Ich freue mich über jede WWWindel, die ich NICHT benutze! Das ist mir Lohn genug. Und dass wir in diesem Alter schon mit so wenigen Pannen & Windeln durch den Tag kommen, ist ein besonderer Bonus.