Montags-Mama-Mantra: Wasser sein

„Sei wie das Wasser: Weich bleiben, ins Tal fließen.“

Es gibt Situationen, in denen ich mir einfach wünsche, Kinder würden tunwasmanihnensagt funktionieren. Tun sie aber nicht (dass AP und unerzogen nicht funktioniert, steht ja schon ausführlich hier). Und sie tun es noch viel, viel weniger, wenn ich Druck ausübe. Sie tun es, wenn ich weich bleibe.

Wenn ich „hart“ bin, Druck ausübe, wenn es ein „jetzt MUSST Du aber…“ oder ein „wenn nicht, dann…“ gibt, dann geht gar nichts mehr. Vielleicht funktioniert der Große dann, lenkt ein, bricht ein, bricht…, aber es richtet in der kleinen Seele mehr Schaden an, als es nutzt. Ich versuche daher in solchen Situationen den Kontroll-Reflex zu stoppen und aufs Daodeging zu vertrauen:

Auf der ganzen Welt
gibt es nichts Weicheres und Schwächeres als das Wasser.
Und doch in der Art, wie es dem Harten zusetzt,
kommt nichts ihm gleich.
Es kann durch nichts verändert werden.
Daß Schwaches das Starke besiegt
und Weiches das Harte besiegt,
weiß jedermann auf Erden,
aber niemand vermag danach zu handeln.

(zitiert nach Richard Wilhelm)

Das heißt konkret: Weich bleiben (Klar lese ich dein Lieblingsbuch. Ich nehm dich auf den Schoß, damit Du dich zu Ende ärgern/ausweinen/ausschimpfen kannst. Wir können die Hose auch gerne hier am Spielplatz anziehen, warum nicht.) aber trotzdem weiter ins Tal fließen (Ja, ich lese noch ein Buch, aber lass uns dafür schonmal ins Bett gehen. Ja, wir gehen gleich zum Essen, aber lass uns warten, bis Du dich nicht mehr so sehr ärgerst. Ja, Du kannst weiter mit den Großen spielen, aber ich will, dass Du eine trockene Hose anziehst.)

Immer, wenn ich das berücksichtige, kommen wir gut miteinander aus. Kein Streit, kein Stress, keine Erschöpfung, keine Tränen. Dann finden wir den Weg, der für uns beide okay ist. Und wir kommen immer im Tal an. Wir mäandern ein bisschen wie ein guter Fluss, aber wir kommen an. Wenn ich es mit Druck versuche, wenn ich „durchziehen“ will, wenn ich hetze, wenn ich will, dass die Kinder funktionieren, gibt’s Tränen, Streit und Erschöpfung und wir sind keinen Deut schneller oder effizienter als mit der Wasserstrategie. Ist das bei euch auch so?

(Danke an meine Mama für die Erkenntnis, für das Dao-Buch und für die stete Erinnerung daran. Was ist das Montags-Mantra? Info hier,

weitere Mantras: Erst das Wichtige…, Kind, Du bist nicht schuld, , Diskutiere nicht mit einem müden Kind, Diskutiere nicht mit einem hungrigen Kind.)

5 Gedanken zu „Montags-Mama-Mantra: Wasser sein

  1. Nicola, keine Angst vor Streit, ein bisschen Streit ist wichtig (vorallem Jungs messen sich gerne mal). Dein Sohn muss sich auch von dir abgrenzen können, da ist ein dauerhafter Konsens nicht hilfreich. Allerdings ist es auch sehr wichtig, kooperatives Verhalten zu lernen und ich finde es sehr gut, dass du bereit bist, dich dafür selbst unter die Lupe zu nehmen!

    Ich ändere oft auch die Anrede: „Ich möchte, dass du das Gemüse isst, weil ich es wichtig finde, dass du jeden Tag von jedem etwas isst, damit du gesund bleibst.“

    Kinder mögen auch Klarheit, wenn sie alles in Frage stellen und man aber mal fortkommen muss, ist es auch mal gut, wenn der „Haushaltsvorstand“ eine Entscheidung trifft. (Die Kinder ziehen gerne mit)

    1. Lieber Gast,

      oh, wir haben keine Angst vor Streit, im Gegenteil, ein „Jetzt bin ich sauer, das ärgert mich!!“ hört mein Kind durchaus. Aber das sind ja keine Situationen, in denen er mich ärgert oder sich mit mir messen will. Es sind Situationen, in denen ICH etwas will, dass Kind aber gerade ganz woanders ist. Wenn ich klar sage, „Nein, geht jetzt nicht.“ dann ist das meistens okay (ich sag es ja, wenn es einen Grund dafür gibt). Aber es gibt eben Momente, da sind die widerstreitenden Interessen zu stark: Wenn ich z.B. will, dass er die nassen Sachen auszieht, die anderen Kinder aber schon wieder vom Zelt zum Spielplatz rennen und er verständlicherweise mitwill. Und da hilft Druck z.B. gar nicht. Da hilft – weich sein, ins Tal fließen :).

      Nica

  2. PS:
    „In einer Familie
    ist die Mama die Regierung,
    die Kinder die Opposition
    (und der Papa das Volk)“ (immer auf die armen Papas)

    Hier ist natürlich wichtig, dass die „Regierung“ keine Gewalt anwendet, keine Erpressung durchführt und nicht nur an sich denkt…
    Wie gesagt, deinen Kooperativen Ansatz finde ich sehr gut, obwohl das gar nicht so leicht umzusetzen ist. (DU darfst auch gerne einmal in die Luft gehen! Allerdings nicht grad, wenn dein Sohn in die Luft geht, da bist du ja die Regierung und musst die „Krise“ sachlich oder emotional lösen, wie du ja beschrieben hast) – Wutausbruch abwarten, klären was gewollt war, helfen Lösungen zu suchen

  3. Hallo Nicola,

    mir gefällt das was du schreibst sehr gut und aus eigener Erfahrung kann ich es unterschreiben. Ich glaube im Gegensatz zum ersten Kommentar nicht, dass man streiten muss, mein Sohn lehrt mich etwas anderes. Wir können unterschiedlicher Meinung sein, aber ein handfester Streit hat uns meistens nicht weiter gebracht. Es kann passieren, muss aber nicht.

    Herzlichen Gruß und Danke mal wieder für die hilfreichen Worte!!!!

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