Zähneputzen beim Kleinkind – Problem gelöst!!

Wie schon im Posting „Attachment Parenting funktioniert nicht“ erzählt, haben wir ein Zahnputzproblem gehabt. Lange. Immer wieder. Das Problem bestand schlicht darin, dass ICH zwei Mal am Tag die Kinderzähne putzen wollte, DAS KIND das aber überhaupt nicht einsah. Wie ich in Foren lese, haben das Problem viele: Kleinkind will keine Zähne putzen. Was tun? Ich habe keine Tipps, keine Liste. Aber eine Geschichte, wie wir das gelöst haben.

Wir hatten nämlich schon alles probiert, was man so in den Foren liest.

Wir haben gesungen.
Wir haben Spass gemacht.
Wir haben einen Wettbewerb draus gemacht.
Wir haben es gemeinsam gemacht.
Wir haben eine elektrische Zahnbürste gekauft.
Wir haben getanzt.
Wir haben erklärt.
Wir haben einschlägige Literatur gekauft.
Wir haben „Karius und Baktus“ angehört (GRAUENHAFT!! Beim zehnten Mal kommt mir das… und ich will selbst nicht mehr Zähne putzen und nicht mehr Eltern sein…)
Wir haben…

Ich weiß schon nicht mehr, was wir alles gemacht haben. Es half zwar immer kurzfristig, aber es nutzte sich auch ab. Immer wieder mussten neue Ideen her. Gute Freunde erklärten mir, dass sie ihren Kindern schlicht die Wahl lassen: „Mit Dir oder gegen Dich“. Sprich: Mit Festhalten und „einfach putzen“, ein Euphemismus für „mit Gewalt putzen“. Ich habe das probiert. Mehrmals. Es waren die schlimmste Momente meiner Elternzeit. Nie wieder.

Aber was dann? Wir waren auf Mallorca und er wollte mal wieder nicht putzen. Beziehungsweise ließ er sich eine Stunde lang jeden Abend bitten/überreden/überzeugen. Ich hatte keine Lust mehr. Welche Affenmutter hat soviel Zeit? Ich fühlte mich nicht artgerecht gehalten. Ich war genervt. Aber Zähneputzen ist auch nicht artgerecht, ich weiß.

Da kam der Mann auf eine geniale Idee: Artgerechte Selbstregulation. Aber Selbstregulation nicht im Sinne von „soll er halt selbst entscheiden“, denn das kann er unserer Meinung nach nicht überblicken und dazu sind mir die Zähne zu wichtig. Wenn er draußen nass wird z.B. ist Selbstregulation ne prima Sache, er zieht seine Jacke mittlerweile meist klaglos an, nachdem er auf dem Balkon war und gemekrt hat, dass es regnet. Aber die Zähne? Kam nicht in Frage.

Also haben wir Selbstregulation mit Logik kombiniert. Das geht so:

Wir haben (der Mann hat) ihm erklärt: Du musst keine Zähne putzen. Wir putzen nur Zähne – anders als z.B. die Affen – weil wir soviele Kohlenhydrate und Zucker essen. Wenn Du das nicht isst, musst Du nicht putzen. In Kindersprache übersetzt hieß das: „Wenn Du morgen ein Honigbrot zum Frühstück willst, müssen wir heute die Zähne putzen. Wenn nicht, dann nicht.“ „Dann darf ich nur Salat essen?“ war die Antwort. „Naja, nur Dinge, die die Zähne nicht kaputt machen, Salat, Gurke und so“. Das verstand er. Ich gestehe, dass wir Nudeln und Brot aus der Liste genommen haben, damit uns das Kind nicht verhungert. Es ging also um Honigbrot, Eis, unsere persönliche Zahnkillerliste.

Er hat drei Tage lang tapfer, ohne zu murren und ganz deutlich erklärt, er wolle kein Honigbrot und auch nicht putzen. Wir ließen ihn. Nach dem Frühstück gab es eine zweite Option: Willst Du nachher am Strand ein Eis? Dann müssen wir jetzt Zähne sauber machen. „Nein, ich will kein Eis.“ Okay. Und am Strand verlangte er dann ganz cool ein Stück Gurke, während alle anderen ein Eis aßen. Kein Getobe, nichts. Er wusste ja, warum, so schien es mir.

Am vierten Tag beschloß er: „Ich will ein EIS! Ich will Zähne putzen!“ Und er putzte. Seitdem putzt er an 9 von 10 Tagen. Und wir diskutieren abends nicht mehr, sondern fragen nur noch: „Wie siehts heute aus? Willst Du putzen?“ Und dann entscheidet er.

Noch etwas hat geholfen: Der Mann hat das putzen übernommen, das vorher 100% mein Job war und sich auch schon ziemlich zwischen mir und dem Großen festgefahren hatte. Und er darf jetzt immer ERST selbst putzen und DANN putzt einer nach.

Ich weiß nicht, ob das noch „unerzogen“ ist. Ob das eine fiese andere Manipulation ist. Wie seht ihr das? Wir fühlen uns wohl damit – vor allem, weil wir die „Konsequenz“ nicht durchsetzen müssen, sondern sie offenbar so logisch ist, dass er das ganz leicht nimmt und von selbst erklärt: „Nee, heute will ich gar keinen Honig ins Müsli, ich will nur nicht putzen.“ Hmmm…egal. Es funktioniert. Ich bin nicht mehr jeden Abend genervt. Und wir machen es nicht mit Gewalt. Das ist auf jeden Fall richtig für uns!

Wie habt ihr das gelöst – wenn ihr das Problem hattet?

22 Gedanken zu „Zähneputzen beim Kleinkind – Problem gelöst!!

  1. Das ewige Thema.
    Der große ist drei.
    Er weiß, da ist der Karies im Mund, der will immer Häuser bauen und braucht Süßes.
    „Super“ Beispiel: Oma hat nicht gut geputzt und musste zum Zahnarzt und der die Zähne reparieren. Wir haben Omas Kronen geguckt. Oma putzt jetzt aber gut. Weil kaputte Zähne doof sind.
    Und ich sage, beim Essen, dass wir später putzen müssen, wenn er Süßes will. Und er entscheidet.
    Wenn er nicht putzen mag. Sage ich Ok., dann kein Süßes mehr. Ok? Nein? Also ahhh.
    Vielleicht nicht 100% toll. Aber es geht.

  2. Das wäre doch eine nette Frage an Jesper Juul… 😉

    Gestern abend den eltern.de-Newsletter beim eMail-Posteingang entmüllen entdeckt:

    Nicht verpassen: Jesper Juul im Eltern.de-Forum

    Am 18. Februar 2011 haben Sie die einmalige Gelegenheit, dem bekannten Familientherapeuten Jesper Juul im Eltern.de-Forum Ihre Fragen zu stellen – denn an diesem Tag steht er Ihnen von 10 bis 17 Uhr in unserem Experten-Forum zur Verfügung.

  3. Hallo,

    als die Kinder noch kleiner waren konnten wir es immer spielerisch lösen. Aber wie bei Euch, mussten oft neue Ideen her.
    Jetzt wo sie älter sind und wir in einem Land leben, wo man den Zahnarzt selber bezahlen muss, geht es anders. Bei unserem jüngeren Sohn reicht die Erkenntnis, dass er keine kaputten Zähne will. Er putzt gründlich.
    Meinem großen Sohn habe ich erklärt, dass ich bereit bin die Zahnarztkosten zu tragen. Sollte er aber süßes essen und die Zahnpflege vernachlässigen, dann kann er sich an den Kosten beteiligen (oder zur kostenlosen Behandlung bei der sogenannten Dental Nurse gehen).
    Ansonsten lege ich viel Wert auf meine eigene Zahnpflege, was sie natürlich sehen.
    Ob das nun der Stein der Erkenntnis ist, keine Ahnung. Ich glaube den genialen Weg, der für alle passt, gibt es nicht.
    Eure Art finde ich aber vom Gefühl her keine fiese Manipulation.

    Viele Grüße
    Heike

  4. Liebe Nic,

    ich finde es großartig, dass Du in allen Bereichen Deines Elterndaseins ein kindwürdiges Verhalten anstrebst. Und noch toller finde ich, dass Du es auch tatsächlich so schaffst. Ich hatte bei dem Thema Zähne keine Kraft mehr, mich würdevoll meinem Kind zu nähern. Unsere Große hat eigentlich immer gerne Zähne geputzt, und es ging wie von selbst. Es war klar, dass Zähne putzen dazu gehört. Und es ist klar, dass sie morgens selber putzt und wir abends noch hinterherputzen (Sie ist 6).

    Unsere Jüngere hingegen hat sich mit Händen und Füßen gewehrt und auch alle Spielchen taugten zu nichts. Den Weg, den Du nun gegangen bist, hätte ich mir nicht vorstellen können, ich glaube nicht, dass Kinder unter zwei JAhren das schon umreißen können. – Hinzu kommen all die Momente, die ich nicht im Griff habe. Das Gummibärchen bei den Nachbarn, der Schokoriegel von der großen Schwester…

    Ich versuche auf allen Gebieten würdevoll mit meinen Kindern umzugehen – wenngleich ich wie schon öfter mal erwähnt keine Heilige bin – aber ich bin authetisch, und damit kann ich leben.

    Unser einziger „Kampfplatz“ war das Waschbecken, und dazu stehe ich auch heute noch. Aber seit sie gut zwei ist, ist es auch für die Kleine kein Problem mehr, daher kann ich da nicht mitreden. Wenn es heute auch noch so wäre, würde ich Deine Taktik, die ich nicht als Manipulation verstehe, auch probieren. Wenngleich ich trotzdem nicht wagen würde, ganz auf’s Zähneputzen zu verzichten, denn wie gesagt auch die anderen Kohlenhydrate….

    Ich habe mieseste Zähne, und das will ich den beiden ersparen.

    1. Liebste Claudia,

      ach, je, es gab definitiv eine Menge Momente, in denen ich mich alles andere als gleichwürdig meinem Kind genähert habe in all diesen Zahnputzkampfmonaten… und ohne, dass ich es an den Mann hätte abgeben können, hätten wir das Problem garantiert nicht so elegant gelöst. Manchmal muss eben vieles zusammenkommen und sicher muss auch das Alter stimmen, als er noch jünger war, hätte das so sicher nie geklappt. Ich kann aber verkünden, dass es weiterhin wunderbar läuft, so, als wäre Zähneputzen nie eine Diskussion gewesen. Er putzt einfach bzw. lässt putzen. NOCH ;).

      Herzlichst
      deine nic

  5. In der Unerzogen-Liste wird das Thema Zähneputzen ja häufiger diskutiert und da hat mal jemand etwas gesagt, was mir gut gefallen hat: Eltern legen oft viel mehr Wert auf die körperliche als auf die seelische Gesundheit ihres Kindes. Aufs Zähneputzen bezogen heisst das, dass die Eltern nur die (potentiellen) negativen Auswirkungen des Zähneputzens sehen, aber nicht die negativen Auswirkungen, des „einfach festhalten und machen“. Wie krass und traumatisch muss es sein, zweimal am Tag zum Zähneputzen runtergedrückt und festgehalten zu werden? Den Mund mit Gewalt aufgedrückt und ein Ding reingesteckt zu bekommen?
    Seitdem dient mir dieser Satz oft als Richtlinie im Umgang mit Konflikten mit meinem Kind. Ich stelle mir also Fragen wie: „Ist das, was ich da von meinem Kind will, wirklich so wichtig, dass ich bereit bin, dafür seinen Seelenfrieden, seine positive Einstellung zur Welt, seine Unbeschwertheit und Freude zu beschädigen?“
    Ob Dein Ansatz ok ist, kannst nur Du entscheiden. Wie fühlt es sich an? Hast Du das Gefühl, durch diese Strategie was bei ihm kaputt zu machen oder hast Du den Zusammenhang zwischen Zähneputzen und Zahnproblemen nur einfach auf eine Art erklärt, die Dein Sohn versteht?
    Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und denke dran, dass egal, was wir tun, wir nicht verhindern können, dass unsere Kinder krank werden, Schmerzen haben oder Fehlentscheidungen treffen, die weh tun. Spätestens wenn er seinen Motorradführerschein macht wirst du es akzeptieren müssen. Hart, ich weiss, aber irgendwie auch erleichternd. Liebe Grüsse!

    1. weisst du wieviele Kleinkinder unter Vollnarkose die kariösen Zähne, oft mit schmerzhaften Entzündungen gezogen werden? Oft laufen sie lange unbemerkt mit Schmerzen rum… Findest du, diese Konsequenz sollen sie ertragen? Wenn alles nichts bringt…die Zähne nicht putzen…besser als mit Gewalt putzen? Ich bin ein Gegner von jeder Gewalt…und Zwang. Ich denke jede Mutter wünscht sich eine zwangfreie Alternative und man sollte keine Methode unversucht lassen. Ich bin mit meinem Latain am Ende…will nicht mit Zwang putzen…aber Vollnarkose und Zahnverlust ist doch auch keine Alternative… Falls du meinst, du bekommst jedes Mündchen zum Putzen, dann bringen wir dir demnächst unsere Kinder vorbei und du zeigst uns wie wir es ohne Zwang schaffen.

  6. Tja, der Mensch WÄCHST als Persönlichkeit, wenn es SEINE Sache ist, die er tut. Und er SCHRUMPFT als Persönlichkeit, wenn er immer nur DEINE Vorgaben erfüllen muss. In der neuen Ich-kann-Schule heißt das: „Probleme ERSCHEINEN immer als SACHprobleme, sie SIND aber stets PERSÖNLICHKEITSProbleme.“ Wir müssen das SEINSproblem lösen und nicht das SCHEINproblem, wenn wir eine Lösung wollen.
    Ist doch eigentlich auch zu verstehen, wenn wir nicht bloß blind vollziehen, was wir selber verkehrt gelernt haben, sondern genau hinschauen. Guten Erfolg also!
    Franz Josef Neffe

  7. Wir lesen gerade das Buch „Cure Tooth Decay“ von Ramiel Nagel und was da steht ist einfach unfassbar, denn es stellt wirklich alles auf den Kopf, was über gesunde Zähne verbreitet wird! Unbedingt lesen und dann bitte widerlegen (oder auch nicht).
    Nagel sagt (ziemlich verkürzt), dass schlechte Zähne nicht an der üblichen Kombi aus Säuren und Bakterien liegen sondern an Mangelernährung, namentlich an zuwenig fettlöslichen Vitaminen (A, E, D, K), die gebraucht werden, um die Mineralstoffe in der Nahrung optimal zu verwerten und damit die Zähne hart zu machen.
    Es kursieren auch schon einige Erfolgsstories im Internet von Leuten, die ihre Karies nicht nur gestoppt, sondern mit hohen Dosen von diesen Vitaminen geheilt haben (in z.B. Organfleisch oder Milchfett von Kühen die Grass fressen), siehe z.B. hier: http://www.meetup.com/westonaprice-london/messages/boards/thread/8942755/0#35102598.
    Wers nicht glaubt kanns ignorieren, aber besser noch selbst nachforschen und sich selbst eine Ansicht dazu bilden, denn wer will nicht seinem Kind eine Zahnbehandlung ersparen?

  8. Hallo!

    Ich lese seit einiger Zeit systematisch deinen Blog von vorn nach hinten durch. Zu diesem Thema hier fällt mir (schwanger mit dem ersten Kind, also eigentlich noch nicht mitreden dürfend) etwas ein:
    Ich persönlich hätte das Zähneputzen nicht davon abhängig gemacht, was später gegessen wird, sondern davon, was vorher gegessen wurde. Also: du willst jetzt ein Eis? Dann musst du heute Abend aber putzen. – Unter diesen Umständen doch lieber kein Eis? Gut, dann kriegst du heute Abend putzfrei. Denn der Zucker muss ja NACH dem Eis oder dem Honigbrot weggeputzt werden, nicht vorher.
    Ansonsten finde ich deine Methode gut. Den Deal hätte ich als Kind auch mitgemacht. (Und ich hab das Zähneputzen gehasst. Noch mit 12 hab ich alle Tricks angewandt, um drumrum zu kommen. Mein persönlicher Grund war allerdings, dass ich den Geschmack von Zahnpasta so eklig fand. Eine milde Zahnpasta aus dem Bioladen oder eben selbst gewählte zuckerfreie Ernährung hätten bei mir einiges bewirkt.)

    Danke für deine vielen Erfahrungsberichte. Mein Mann und ich sind wild entschlossen, es mit windelfrei zu versuchen, wenn das Baby dann da ist. 🙂

    Herzliche Grüße,
    Katharina

    1. Hallo Katharina,

      danke für die Blumen 🙂 und herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft! Lass uns wissen, wie es dann bei euch funktioniert- auch mit dem Zähneputzen. Deine Idee hatten wir natürlich auch, aber bei uns war der Effekt nicht wie erwünscht. Wir erzogen unser Kind nur zum „Lügen“, denn er sagte dann „Klar putze ich!“ und abends wollte er dann trotzdem nicht. Es ist ein Zeitraum, den ein so kleines Kind möglicherweise nicht überblicken kann. „Abends“ ist noch keine vorstellbare Größe und abends hilft es überhaupt kein bisschen, das Kind an sein „Versprechen“ von „Mittags“ zu erinnern. Das ist zu weit weg und zu abstrakt. War es jedenfalls für uns. Die Beziehung musste direkter sein – und so kamen wir auf die Idee, es eben sozusagen „nach vorne“ statt „nach hinten“ zu verknüpfen. Aber wer weiß – jedes Kind ist anders :).

      Es hat übrigens bis heute gehalten. Zähneputzen ist seit Monaten kein Thema mehr. Wir putzen einfach und er macht einfach mit.

      🙂 Herzlichst,
      Nicola

  9. Wie schön dass Ihr es geschafft habt. Mich würde mal interessieren wie alt dein Kind ist? Wir haben nämlich momentan das gleiche Problem mit meinem Sohn. Deshalb werden wir uns Morgen wohl mit deiner Strategie anfreunden. Ich bin gespannt was unser Kleiner dazu sagt 🙂

  10. Meine Tochter ist 15 Monate alt und hat oben und unten jeweils zwei Schneidezähne. Die unteren zu putzen
    Ist kein Problem, bei den oberen wehrt sie sich mit Händen und Füssen.
    Hat jemand Tips und Tricks fürs Zähneputzen bei Kindern, die für die hier angesprochenen Methoden noch zu klein sind?

    Herzliche Gruesse,
    Sylvia

  11. Hallo Sylvia,

    von einem befreundeten Zahnarzt-Paar bekamen wir diesen Tipp: Das Kind quer über den Schoß legen, so dass es auf dem Rücken liegt und der Kopf neben deinen Beinen. Eine Hand hältst du unter den Kopf und stützt ihn, die andere Hand hält die Zahnbürste. Je nach dem wie weit du den Kopf des Kindes nach hinten beugst, öffnet sich der Mund von selbst und du kannst putzen.
    Das Problem ist: wenn das Kind nicht will, ist diese Position, in der es so ausgeliefert ist, auch nur eine andere Form von Gewalt. Keine körperliche, aber eben seelische: Du demonstrierst deine Überlegenheit, indem du das Kind in so eine ausweglose Lage bringst.
    Wenn wir diese Position anwenden, dann versuchen wir immer im ersten Schritt ein Spiel draus zu machen: kitzeln, Bauch prusten etc, so dass das Kind lachen muss und dabei der Mund aufgeht. (Zum Glück muss man ja bei so Kleinen – erst recht bei halbwegs zuckerfreier Ernährung – nur sehr kurz schrubben.)
    Neuerdings hat unser Kind (inzwischen 22 Monate) Spaß daran, sich am Rand des Waschbeckens festzuhalten und sich dann baumeln zu lassen. Dabei legt er den Kopf immer grinsend in den Nacken und die Gelegenheit benutzen wir dann auch oft zum Putzen.

    Ich hoffe, ihr findet bald Entspannung!!!

    Ein Gedanke noch: ist es möglich, dass du oben innen vielleicht aus Versehen zu sehr am Gaumen schrubbst und dort eine wunde Stelle machst? Wenn ich selbst irgendwo wunde Stellen im Mund habe, kostet es mich jedesmal höllisch Überwindung, die angrenzenden Zähne zu putzen, weil man ja doch immer wieder aus Versehen mit der Zahnbürste an die Wunde kommt.

    Liebe Grüße,
    Katharina

  12. Hallo Nicola,

    danke für deinen amüsant geschriebenen Text zum Thema Zähneputzen.
    Wir haben mit unserer Ann-Sophie (3 Jahre alt) die gleichen Probleme und ich fand bisher auch nur wenig sinnvolle Tipps im Internet. Da war dein Blog schon eine interessante Informationsquelle.
    Ich hab aber bei http://www.elternwissen.com/gesundheit/gesunde-zaehne/art/tipp/zaehneputzen.html noch zwei andere interessante Tipps gefunden, mit denen wir unsere Ann-Sophie für das Zähneputzen begeistern konnten:

    1) Wir haben jedem Zahn einen lustigen Namen gegeben. Hinten sind z.B. die Bärenzähne (Backenzähne) und vorne die kleinen Mäusezähnchen (Schneidezähne). Beim Zähneputzen frage ich sie immer: „Sind die Mäusezähnchen denn schon sauber?“ Das liebt sie 🙂

    2) Gerade am Anfang war es ein lustiges Spiel, sich gegenseitig die Zähne zu putzen. Ann-Sophie durfte bei mir die Zähne putzen, dann ich bei ihr. Das war natürlich nicht ganz leicht am Anfang, aber hat sie mittlerweile für die Zahnpflege ein wenig geöffnet.

    Liebe Grüße, Tina

  13. Wirklich ein super Ansatz und ich an deiner Stelle hätte auch kein schlechtes Gewissen mein Kind zu „manipulieren“. Wenn die Alternative (und ich kenne mehr als genug Personen, bei denen es so ist) ist, dass die „Mit oder ohne dich“-Methode greifen muss, ist die sanfte Manipulation doch eindeutig die bessere Alternative ;-). Schöne Grüße, Sili

  14. „Ich weiß nicht, ob das noch unerzogen ist.“ Ich denke nicht, zumindest nicht nach dem krätzä-Text. Denn du setzt ja mit dieser Methode aggressive Grenzen.
    Das ist der Grund, weshalb ich von diesen strengen und engen „Leitlinien“ nicht viel halte. Kleine Kinder können noch nicht die Verantwortung für ihre Gesundheit selbst tragen. Das müssten sie nach „unerzogen“ aber. Man stelle sich vor, man würde im Nachhinein das ältere Kind für seine kaputten Zähne verantwortlich machen: „selbst schuld, wenn du damals mit 2 keine Zähne putzen wolltest.“
    Ich finde eure Lösung super.

  15. Hallo zusammen,

    das Thema ist bei uns das einzigst unlösbare so scheint es mir. Unsere Tochter nun 2 Jahre alt, akzeptiert das Thema, aber nur im Rahmen ihres Verstandes und ihrer momentanen Gefühlslage. Sie ist bereit selber zu putzen mit normaler oder elekt. Zahnbürste allerdings nur an ein oder zwei Stellen und max. 3 sec um es mal auf den Punkt zu bringen. Das ist natürlich kein Zähneputzen und wir haben die Aufgabe nach zu putzen. seit sie ca. 17,5 Monate alt ist, blockiert sie vollkommen mit all ihren Kräften. Ich muss stets alleine damit zurecht kommen, da der Papa von morgens bis spät nachts arbeitet. Ein sich wehrendes Kind dann alleine festzuhalten, ist mir oftmals absolut unmöglich gewesen. Selbst wenn ich strampelnde Arme und Beine und einen hin und her geschmissenen Kopf irgendwie gebändigt habe, konnte ich nicht den Mund öffnen… habe ja nur zwei Hände..

    Das Ende vom Lied ist ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht vor allem für mich. Der erste Zahnarztbesuch entlarvte bereits angegriffene Zähne und beim nächsten Besuch 1 Monat später waren 2 Löcher in den unteren Backenzähnen und ein beginnendes am oberen. Es ist ein Dilemma. Ehrlich. und es gibt keine funktionierende Methode, die meine Tochter bis dato zum Nachputzen akzeptiert.

    Ich hätte nie gedacht, das Zucker den Mineralhaushalt der Kleinen so schnell aufzehren kann. Doch die Praxis zeigt deutlich was anderes.
    Mir scheinen die mühsamen Monate des Stillens nun auch so sinnlos, weil der Körper meines Kindes wohl scheinbar keine Reserven mehr hat.

    Ich backe nun Brot selber… absolut ohne Zucker, Gluckosesirup, Rohrohrzucker oder weiß der G…
    Alle industriell hergestellten Süßigkeiten sind absolut gestrichen. (oftmals mit Kombination aus Zucker + Gluckosesirup!!! Was kein Mensch verstehen muss, denn Glukosesirup soll so stark süß sein, das man in der Produktion nur geringe Mengen braucht, aber warum dann noch mischen… alles ist sowieso viiiiel zu süß!)
    Wenn ich „Kuchen“ backe (mit Nüssen, Haferflocken, Hirse… und zum süßen max. 5 TL Kokosblütenzucker (der wird aus der Kokosnuss gewonnen auf traditionelle Art von den Einheimischen hergestellt. Bei der Umwandlung im Körper werden keine Mineralien aufgezehrt!)

    Ich vermeide weitestgehend fertige Wurstware… auch viel Zucker drin… oder eben alles industriell verarbeitete mit Zucker / Glukosesirup) Das zehrt derart am Mineralhaushalt unserer KInder, dass ist schon ein Verbrechen!

    Absolut keine Säfte mehr zu trinken. Nur noch Obst / Gemüse als solches.

    Zum Trinken nur Wasser (mögl. ein gutes ohne viel Nitrat und aus der Glasflasche.

    Kinder im Wachstum benötigen viele gute Aufbaustoffe, die sie mit der Nahrung aufnehmen müssen, fällt dann irgendwann die Muttermilch weg, müssen wir achtsam sein.

    Zu allerletzt:
    Menschen sind unterschiedlich mit verschiedenen Genen und Ausprägungen. Was der eine gut erträgt, ist für den anderen schon ein absolutes „No go“.
    Bei seinem Kind/ern müssen die Eltern immer gut beobachten und situationsbedingt handeln.

  16. Heute morgen hatte ich wieder das selbe Problem, dass (Gott sei dank) scheinbar viele Mütter bzw. Eltern haben. Ich schäme mich, aber ich gebe es unter Tränen zu, dass ich total ausgerastet bin und dann nur noch Haue gesehen habe.
    Zeitweise hat mein Kleiner (2,5 Jahre) auch mal ganz artig die Zähne geputzt, aber es geht jetzt lange nicht mehr. Wenn es mal super geklappt hat, haben wir ihn auch reichlich gelobt und waren überschwänglich vor Freude, aber dazu kommt es jetzt gar nicht mehr.
    Du hast vollkommen recht damit, wer hat schon die Zeit für das ganze Muschi-Bubu-Gehabe mit tanzen, spielen und so. Die Kinder sollen sich ja auch irgendwann mal selbst die Zähne putzen und sich darauf konzentrieren. Des weiterem finde ich den Tipp (auch von meiner Familie des Öfteren) mit der elektrischen Zahnbürste nicht schön, da ich möchte, dass mein Kind erst einmal lernt, ordentlich mit der Hand die Zähne zu reinigen. Ich selbst benutze auch eine Handzahnbürste.
    Ich werde nun auch über meinen „Die Zähne müssen immer ausnahmslos geputzt sein-Schatten springen (zur Erklärung: Ich hatte früher ganz schlechte Milchzähne trotz putzen) und werde deine neue Methode versuchen, denn sie ist vielleicht manipulativ, aber meines Erachtens gehört das zur Erziehung auch mal dazu. Natürlich richtig und positiv und nur im gewissen Maße und da passt das dazu.
    Ihr habt es eurem Kleinen super erklärt, und er hat es oder hat es nicht verstanden, dass der Zucker schlecht ist und weggeputzt werden muss, aber er hat es 100% verstanden, dass Zucker und NICHT Zähneputzen NICHT geht.

    Ich danke dir für deinen bzw. den Einfall deines Mannes. Ich fühle mich schon viel beruhigter.

    P.S.: Nach dem schlimmen Debakel heute Morgen, haben mein Sohn und ich nach langen Weinen auf beiden Seiten uns wieder versöhnt. Er hat gerade eine Phase in dem er richtig sagt, er will lieber böse sein, statt artig Zähneputzen. Da habe ich ihm erklärt, dass Böse sein nicht schön ist, ob er das jetzt bei mir gesehen hat. Mama will ja nicht böse sein, aber wenn du böse bist, ist Mama auch böse. Wir sind also am selben Level beim Kind angekommen.

  17. Die Lösung bei unserer Dreijährigen Tochter war folgende:

    In’s Bad setzen (wir haben da ein Sitzmöbel), die Zahnbürste in Reichweite legen – und warten. Ich setze mich dann vor sie und verhindere dass sie den Platz verlässt. Alles ohne Gewalt, nur durch „Nicht-vorbei-Lassen“ und festhalten, ohne ihr weh zu tun. Ich sage ihr dann auch dass wir so lange sitzen bleiben bis sie die Zähne putzt.
    Nach 10 min Protest, Tränen und Langeweile fragt sie dann, ob wir nun putzen (ich vermute mal dass es kein Kind länger aushält, sich zu langweilen).

    Wichtig dabei:
    Innerlich nicht erpressbar sein (ich warte lieber die ganze Nacht statt sie körperlich zu überwältigen) und v.a. dem Kind nicht böse sein. Ich biete ihr außerdem alle paar Minuten einen „Ausweg“ aus der Situation an: z.B. dass ich eine Geschichte erzähle, wenn sie jetzt putzt, oder ein Lied singe oder so. Da muss sie nicht über ihren eigenen Schatten springen und „offiziell“ aufgeben. Und man bleibt in Kommunikation, sodass sich die Fronten nicht verhärten.

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